Eindrucksvolle Männerstimmen mit Gags und Humor

Zum zweiten Mal liessen «The Harmonists Basel» mit ihren rasanten, humorvollen oder auch klassisch-tiefgründigen Liedern die Begeisterung im proppenvollen Brislacher Pfarreisaal überschwappen.

Dieser feuchtgraue Sonntagabend bot sich als Alternative für Fernsehübersättigung geradezu an für einen erfrischenden Konzertbesuch, zumal «The Harmonists Basel», bei ihrem ersten Auftritt in Brislach vor zwei Jahren richtig für Furore gesorgt hatten. Vor allem, weil die geistreich-witzigen Lieder ihrer Vorbilder, die weltbekannten Berliner «Comedian Harmonists (1927-1935), noch immer genauso gut eingeschlagen hatten wie 80 oder 90 Jahre zuvor. Der Pfarreisaal war jedenfalls rand- bis übervoll, als die vier Sänger im dezenten Anzug sich aus dem Hintergrund mit dem gefühlvollen Dixie-Blues «Creole Love Song» in einer Art Instrumental-Crescendo nach vorne zum Klavier schoben. Sie sangen kein einziges Wort, sondern imitierten derart perfekt Trompete, Posaune, Gitarre und Bass, dass der Blues bereits etlichen Leuten im Saal in den Beinen juckte. Damit hatten die «Harmonizer» im Gegensatz zum «Womanizer» gleich das ganze Publikum im Sack und nicht nur die holde Weiblichkeit. Doch diese blieb beileibe nicht vergessen. Vierstimmig erhielten die Damen im Saal nochmals den Frühling mit den üblichen Frühlingsgefühlen geschenkt: «Veronika, der Lenz ist da, die Vögel singen tralala, die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst!» Und Lokalmatador und Tenor Timothy «Timmy» Löw versicherte trotz Metzgete im nahen Restaurant Kreuz mit seinem Solo ernsthaft, dass draussen Frühling sei: «Alle Bienen summen leise, meine kleine Frühlingsweise.» Das Lied «Ich fahr’ mit meiner Klara in die Sahara» führte von linden Frühlingslüften in heisse Wüstenstürme und in bitterbösen Humor: «Und ich frag’ mich bloss, wie werde ich mein Weibi los?» Ob da letztlich ein Löwe oder ein Krokodil zum Ziel führte, blieb offensichtlich irgendwo im Sandsturm stecken. Die Leute im Saal fühlten sich da im Hühnerhaus der Basler Harmonists bedeutend wohler, die verrieten «Ich wollt, ich wär ein Huhn». Da gackerten, pfiffen und sangen sich die Vier durch das Eierlegen, um am Ende doch lieber ein «Güggel» zu sein: «Ich würd’ mit meinen Hühnern gehen, das wäre wunderschön.» Der aufbrandende Beifall liess das ganze Hühnerhaus, pardon, den Pfarreisaal erzittern. Einmal mehr stach auch der rasante «Kleine grüne Kaktus», während der «Ungarische Tanz» die vier tollen Stimmen und die souveräne Michelle Kissóczy am Klavier befeuerte: «Spiel, Zigeuner, was dein Herz dir singt. Spiel, Zigeuner, bis die Saite springt!» Nun, die Klaviersaiten hielten durch, zumal auch kühle (Männerchor-)Lieder wie «In einem kühlen Grunde» oder «Am Brunnen vor dem Tore» auf dem Programm standen. Im Lied «Mein Onkel Bumba aus Kalumba tanzt nur Rumba» kam einmal mehr auch die komödiantische, choreographische Seite der vier Gentlemen nicht zu kurz, was zu langem Beifall und entsprechenden Zugaben führte. «Es war toll, schön, super, sensationell» oder «wir kommen wieder» schüttelten ihnen am Ausgang begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer die Hände.

Roland Bürki
11. Oktober 2017

Sie versprühen Lebensfreude pur

Das Ensemble von jungen Musikern aus der Umgebung von Basel verblüffte in Brislach mit den humorvoll-witzigen Liedern, welche in den 1930er Jahren den legendären Comedian Harmonists zum Durchbruch verhalfen.

Noch immer sind sie populär, die Lieder wie «Veronika, der Lenz ist da» oder «Mein kleiner grüner Kaktus», mit denen einst von 1927 – 1935 in Deutschland die sechs «Comedian Harmonists» die Herzen ihres Publikums im Sturm eroberten. Genau das wollten am vergangenen Sonntagabend auch die beiden Tenöre Timothy Löw und Raphael Ilg zusammen mit Bariton Matthias Zuppinger, Bass Tobias Wurmehl und der Pianistin Michelle Kissoczy, die mit ihrer auffälligen weissen Kapitänsmütze etwas an die TV-Serie «Traumschiff» erinnerte. Und schon schwappte im Meerwind diese temporäre Liebe der Matrosen, deren Herz auf die Dauer kein Ankerplatz ist, wie eine schnelle Welle über das Publikum hin. Perfekt, wie die vier schönen Männerstimmen im Gleichtakt mit der feinfühligen Klavierbegleitung verschmolzen, was das Publikum mit einem ersten, bereits heftigen Applaus honorierte. «Feuer gefangen für diese Art Lieder haben wir am Basler «Drummeli», als wir als Überraschung nach der von einer Clique getrommelten und gepfiffenen Version dieses Lied der Matrosen noch sangen», blickte der Brislacher Löw auf die Initialzündung zur Gründung des Quintetts zurück. Das auch vom Radio bestbekannte, fröhliche «Wochenend und Sonnenschein» war am bereits angebrochenen Sonntagabend wohl als gutgemeinte Prognose für das nächste Weekend gedacht.

Tolle Kaktusstimmung kam dann auf, als das Sänger-Quartett in ihrer Choreographie mit dem «kleinen grünen Kaktus», der so sticht, sticht, sticht, um sich warf, was so piekt, piekt, piekt. Nicht nur «The Harmonists» kamen immer mehr in Fahrt, sondern auch das Publikum, das den Applaus immer länger werden liess. Besonders beim rasanten Lied über die Stubenmaid Veronika, ein vom Tempo anspruchsvolles Lied, dessen Klippen Sänger und Pianistin bravourös meisterten. Komödiantisch-verspielt zeigten sich die vier Sänger dann in der Badewanne, um doch endlich einmal das Badewasser der Angebeteten schlürfen zu dürfen. Ganz anders in «Creole Love Call», einem Dixieland Klassiker, da ging es nicht um perfekte, synchrone Aussprache, sondern um die Imititation der Dixieband-Instrumente. Ein absoluter Höhepunkt des Sommerabend-Konzertes. Doch die Zugabe «In der Bar zum Krokodil» über das geheime Liebesleben der Ägypter, tirili, tirila, und die höchsten Töne von Tenor Löw liessen die Emotionen der gut 100 Konzertgäste bis hin zu Bravo-Rufen und Pfiffen explodieren. Für die «Harmonists» aber war diese akustische Welle samt Standing Ovation die tolle Bestätigung, von der kürzlich im Jura absolvierten Probenwoche doch einiges profitiert zu haben.

Roland Bürki
09. September 2015